Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde der deutschsprachigen Gemeinde in Estland!
liebe Mitglieder und Freunde der deutschsprachigen Gemeinde in Estland!
Mit Beginn der Passionszeit, grüsse ich mit dem Philipperhymnus (Phil 2,6-11), einem urchristlichen Lied:
Er, der in göttlicher Gestalt war,
hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
Darum hat ihn auch Gott erhöht
und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Ich bitte Sie und Euch, jeden Tag um Frieden, um Umkehr von den Irrwegen und um die Erlösung vom Bösen, auch für die Verursacher des Krieges, zu bitten. Weil es gut ist, sich eine konkrete Zeit dafür zu merken und zu wissen, dass andere auch gerade dann beten, tun wir das mit der Gemeinde in Keila täglich um 19 Uhr und laden auch unsere deutschsprachige Gemeinde dazu ein, wo immer wir alle dann uns gerade aufhalten. Mit uns beten viele Millionen Menschen weltweit um ein Ende des Krieges, einen gerechten Frieden und für alle Menschen, die unter Kriegen, Verfolgung, Ungerechtigkeit und Hunger leiden.
Unser Spielkreis fällt an diesem Donnerstag aufgrund des Feiertags am Freitag und der anschliessenden Schulferien aus.
Am Donnerstag, dem 23. Februar feiern wir um 19 Uhr mit der Gemeinde Keila eine Andacht mit Liedern aus Taize. Die Andacht findet ausnahmsweise im Gemeindehaus der Gemeinde in Keila, Paldiski mnt 2 statt (im Kirchraum herrschen derzeit Temperaturen um den Gefrierpunkt, wenn nicht, wie sonntags, geheizt wird).
Am Freitag, dem 24. Februar feiert die Republik Estland ihren 105. Jahrestag seit Ausrufung der Unabhängigkeit. Die Ausrufung fiel in ein historisches „Auge des Sturms“ zwischen den letzten Tagen sowjetrussischer Herrschaft in Tallinn und dem Einmarsch der Deutschen Reichswehr. Bis zum Waffenstillstand am Ende des 1. Weltkrieges im November 1918 war Estland von der Reichswehr besetzt, seit Ende November 1918 (offizieller Gedenktag ist der 28.11.) suchte Sowjetrussland sich die ehemalige Ostseeprovinz gewaltsam wieder einzuverleiben. Im folgenden Freiheitskrieg, der am 2.2. 1920 durch den Tartuer Frieden beendet wurde, erkämpfte sich Estland die Unabhängigkeit von Sowjetrussland und widersetzte sich erfolgreich einem (kurzzeitigen) Kolonialisierungs-Versuch durch die Baltische Landeswehr.
Im Verbund der estnischen („weissen“) Armee kämpfte auch das Baltenregiment (nicht mit der in Lettland kämpfenden Baltischen Landeswehr zu verwechseln), das rund 3000 Mann und zahlreiche Frauen vorwiegend deutschbaltischer Herkunft vereinte. Es gelang der Armee, die „roten“ Kräfte bis über die Narva in Richtung Petrograd zurückzuwerfen. Rund 5000 Soldaten fielen auf estnischer, „weisser“ Seite. Das Baltenregiment hatte 71 Gefallene zu beklagen, darunter die Frau des Regimentskommandanten, die als Krankenschwester den Zug begleitete, Frau von Weiss.
Während der Kämpfe und auch nach dem Tartuer Frieden blieb das Baltenregiment der estnischen Regierung gegenüber loyal und liess sich im September 1920 ohne Widerstand auflösen. Die ehemaligen Kämpfer blieben zum grösseren Teil in Estland und wurden Staatsbürger, die zumeist erst 1939 im Zuge der Umsiedlung das Land verliessen.
In der facettenreichen und nicht so einfachen Geschichte deutscher und deutschstämmiger Menschen im Baltikum und ihrem Verhältnis zur Mehrheitsbevölkerung bildet das Baltenregiment vielleicht nicht den letzten, sicherlich aber einen der positiven Höhepunkte. Seit 16 Jahren gratuliert unsere Gemeinde der Republik Estland zu ihrem Geburtstag jedes Jahr mit einer Andacht, die auch in diesem Jahr wieder am Gedenkstein des Baltenregiments auf dem Hof der Kohtu 6 auf dem Tallinner Domberg um 9 Uhr stattfindet. Im Blick auf die gegenwärtigen Ereignisse bekommt diese Feier noch eine zusätzliche, aktuelle Bedeutung.
Am Sonntag, dem 26. Februar feiern wir um 15 Uhr Gottesdienst in unserer „Winterkirche“ im Gemeindesaal, Vana Kalamaja 31. Nach dem Gottesdienst gibt es Kaffee, Tee und Gebäck.
Herzlich willkommen!
Mit herzlichem Gruss und Segenswunsch
Matthias Burghardt, Pastor