Reformation
Von der Reformation zur mehrsprachigen evangelisch-lutherischen Landeskirche
Das Altlivland des Mittelalters, das etwa dem Gebiet der heutigen Republiken Estland und Lettland entspricht, war Anfang des 13. Jahrhunderts der Gottesmutter Maria geweiht worden. Sie galt als Schutzpatronin des Ordens, der Stifte und der Kaufmannsgilde. Trotz tiefer Marienverehrung und gesteigerter Frömmigkeit gelangten über Riga nach Dorpat (heute estn. Tartu) und Reval (heute estn. Tallinn) die evangelische Lehre besonders von Luther aus Wittenberg nach Livland und Estland und verbreitete sich rasch.
Als erster verkündete Andreas Knopken die reformatorische Lehre. Knopken, ein Schüler Bugenhagens, kam 1517 nach Riga, kehrte für kurze Zeit zu Studien nach Treptow zurück und kam in der zweiten Jahreshälfte 1521 vermutlich beeinflußt durch Luthers Schrift von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche nach Riga mit einem Empfehlungsschreiben Melanthons zurück und wurde1522 vom Rat im Einvernehmen mit den Gilden aber unter Umgehung des Besetzungsrechtes des Domkapitels zum Prediger an der St. Petrikirche berufen.
Knopken verfaßte einen systematischen Kommentar zum Römerbrief, der 1524 in Wittenberg gedruckt wird (im Baltikum gibt des zu diesem Zeitpunkt noch keine Druckpresse, so dass entweder in Rostock oder in Wittenberg veröffentlicht wird). 1530 erscheint von ihm ein rigasches Gesangbuch, das bereits 22 Lutherlieder enthält, darunter „Ein feste Burg ist unser Gott“, die somit älteste gedruckte und erhalte Version.
Bereits 1522 wurde durch den Rigaschen Stadtsekretär Johannes Lohmüller ein Brief an Luther geschickt, in dem um ein Grußwort an die Evangelischen in Livland gebeten wurde.
Im November 1523 trift Luthers Antwort, ein Sendschreiben „Den auserwählten lieben Freunden Gottes, allen Christen zu Riga, Reval und Dorpat in Livland, meinen lieben Herren und Brüdern in Christo“ in Riga ein.
Die Anfänge der evangelischen Kirche in den anderen Städten sind weniger deutlich verzeichnet. Für April 1524 sind evangelische Prediger in Narva bezeugt.
Im Sommer 1524 wird durch den Rat der Stadt Dorpat Hermann Marsow, der in Wittenberg studiert hat, als Prediger an der Pfarrkirche zu St. Marien berufen. Marsow war der erste akademische Hörer Luthers, der in Livland wirkte. Durch die altkirchliche Obrigkeit vorübergehend vertrieben, wich er zunächst nach Reval aus, kam später aber wieder zurück nach Dorpat.
In Reval wissen wir, dass im September 1524 Johann Lange, zuvor Prämonstratensermönch in Stade, zum evangelisch obersten Pastor gewählt wurde. Lange schreibt an einer Neuordnung des Gottesdienstes und Gemeindelebens, es ensteht der schriftliche Entwurf einer „göttlichen christlichen Ordnung“.
Durch die in den evangelischen Predigten laut gewordene Kritik an den kultischen Äußerlichkeiten der alten Frömmigkeit kommt es in der Folge vielerorts zu Bilderstürmen bis hin zu wilden Ausschreitungen. Auch radikale Laienprediger tauchen in dieser Zeit des Umbrauchs auf. Magistrate und altkirche Obrigkeit schritten vielerorts ein.
Dennoch festigt die Reformation ihre Stellung in Livland und Estland.
Luther sendet einen zweiten Brief in der zweiten Hälfte des Jahres 1524 („allen lieben Freunden in Christo zu Riga und in Livland“) mit einer Auslegung des 127. Psalm an den rigaschen Rat.
1525 folgt ein dritter Brief Luthers anläßlich der Uneinigkeit und Streitereien unter den evangelischen Predigern Dorpats.
1527 berief die Stadt Riga den Königsberger Reformator Dr. Johannes Briesemann als Prediger an den Dom, der damit eine dem Superintendenten entsprechende Stellung hatte. Briesemann ging zusammen mit Knopken daran, eine evangelische Kirchendienstordnung zu entwerfen, die 1530 in Rostock gedruckt wird und einehochdeutsche Agende und ein niederdeutsches Gesangbuch enthielt. In Riga bereits 1529 eingeführt, wird diese „Kurtz Ordnung des Kirchendiensts“ 1533 auf gemeinsamen Beschluss aller drei Städte hin in Riga, Dorpat und Reval verbindlich.
1531 bemühte sich die Stadt Reval, einen Schüler Luthers zur Ordnung der kirchlichen Verhältnisse zu berufen. Erst 1533kann die Stelle, die wie in Riga der eines Superintendenten entspricht, in Person von Nikolaus Glossenius aus Wittenberg besetzt werden.
In der Folge beginnt in den drei Städten nach Vorbild Bugenhagens die Neugründung oder Reform der Stadt- und Domschulen.
Mit dem Beschluss des Landtages 1533 in Wolmar(heute lett. Valmiera), in dem sich die Magistrate von Riga, Dorpat und Reval formal an Luther und die Wittenberger Reformatoren festlegten, gilt die Reformation in Liv- und Estland als endgültig vollzogen. So sollten fortan nur noch Prediger angestellt werden, die „von gelehrten Leuten, als Herr Martin Luther, Herr Philipp Melanchton, verschrieben und approbiert“ sind. Auch das Schulwesen wurde der Aufsicht Wittenbergs unterstellt.
Reinhard Wittram schreibt über „Die Reformation in Livland“ (erschienen in Baltische Kirchengeschichte,Göttingen 1956): „Von den Städten ging die Reformation aufs Land, von den Deutschen in Stadt und Land zu den Letten und Esten. Vielleicht das Größte, was die Reformationszeit dem Vielvölkerlande hinterließ, war die Aufgabe, die erneuerte Botschaft den zwei anvertrauten Völkern, den Letten und Esten, verständlich, glaubhaft, hörbar zu machen. Es war eine gewaltige Aufgabe, der die langsam entstehenden Landeskirchen zu dienen gehabt haben. So war das Erbe der Reformationszeit in Livland nicht eine Nationalkirche, sondern die mehrsprachige Landeskirche.“
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